
Die DresdnerInnen ‒ vor allem NeustädterInnen ‒ unter euch werden die scheune kennen. Bis vor kurzem hab ich den Namen zwar schonmal gehört und bin hundert Mal daran vorbei gelaufen, aber einen Fuß hatte ich noch nicht hineingesetzt. Warum eigentlich nicht? Das sollte sich ändern, als ich zufällig mit Romy Jaehnig, der Geschäftsführerin der scheune, auf einem Treffen von Quartiermeister ins Gespräch kam. Als sie mir von einem Projekt von und für Frauen in der Musikbranche erzählte, dass sie eine Designerin suchen und als ich ihr meine Visitenkarte übergab, war mir weder bewusst mit wem ich da gerade rede, noch, dass mich schon bald eine wunderbare Zusammenarbeit erwartete.
Was ist die scheune?
Die scheune ist ein bekannter Treffpunkt in der Dresdner Neustadt, der durch den scheune e.V. betrieben wird. Sie ist nur einen kurzen Spaziergang vom Albertplatz entfernt und bietet eine Fläche für verschiedenste kulturelle und künstlerische Darbietungen: von Theaterstücken und Kabarett, über Lesungen und Filme bis hin zu Konzerten und Partys ist für viele Geschmäcker etwas dabei. Auch das scheunecafé lädt zum Verweilen ein.

Das Logo der scheune Dresden als Leuchtbild an der Hausfassade.

Danke an Anika, die mir die Arbeit für und mit dem Female Beat Bazarrr so angenehm gestaltet hat. #wunschkunden 😉 Foto von Michael Kiss
Female Beat Bazarrr ‒ Mädchen und Frauen in der Musik
Der Female Beat Bazarrr ist wie erwähnt ein Projekt der scheune Akademie und fand am 1. und 2. September 2017 das erste Mal statt. Zwei Tage lang waren Musikbegeisterte dazu eingeladen, an Diskussionen und Workshops teilzunehmen, die sich insbesondere der Rolle von Mädchen und Frauen widmeten, die sich in der Musikszene befinden oder in diese eintauchen möchten. Als Vorbild diente das kanadische Pendant Harmony Bazaar. Allerdings will sich der Female Beat Bazarrr weniger klassisch orientieren. Auf der Website und im Flyer findet ihr hinter „Mädchen“ und „Frauen“ ein Sternchen. Dieses soll „auf die Konstruktion der Geschlechterkategorien und ihre Widersprüchlichkeit“ (Zitat aus dem Flyer des Female Beat Bazarrr 2017) aufmerksam machen. Das soll in etwa bedeuten, dass sich z.B. auch Menschen angesprochen fühlen dürfen und sollen, die nicht weiblich geboren wurden. Auch wenn das Wörtchen „Female“ und die Grundthematik darauf hindeuten könnten, waren nicht nur Mädchen und Frauen eingeladen. Einzig fünf der sechs angebotenen Workshops fanden geschlossen für Mädchen und Frauen statt, da sich ein solches „geschütztes“ Umfeld erfahrungsgemäß vor allem für junge Frauen besser eignet, um eventuelle Schamgefühle fallen zu lassen und sich ganz auf die Musik zu konzentrieren und voll einzubringen. Zu allen anderen Programmpunkten waren auch Jungen und Männer sowie alle anderen musikbegeisterten Menschen herzlich eingeladen. Vor allem die Silent Sound Disko versammelte als krönenden Abschluss viele Menschen, die mitten in der Neustadt unter freiem Himmel tanzten.

Foto von Michael Kiss
- Trägerkooperation: Fach- und Koordinierungsstelle für die Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen Dresden (Verbund sozialpädagogischer Projekte e. V. und Frauen für Frauen e. V.)
- Landesarbeitsgemeinschaft Mädchen und junge Frauen in Sachsen e. V.
- Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz
Logo
Für das Logo wurde mir freie Hand gelassen und ich hatte nur wenige nachvollziehbare Einschränkungen. Zum Beispiel sollte keine pinke, kitschige Bildmarke entstehen, die das Klischee von blümchenliebenden, zierlichen Mädchen füttert. Viel mehr wollten wir ein Logo kreieren, das zeitlos, schlicht und vielfältig einsetzbar ist und von dem sich eine möglichst große Zielgruppe angesprochen fühlt und niemand ausgeschlossen wird. Es sollte beliebig auf bunten Hintergründen platziert werden oder mit Farben und Mustern gefüllt werden können.
Instagram-Aufruf und Audiovisualisierung
Nach einer kleinen Brainstorming-Runde manifestierte sich die Idee einer wellenförmigen Audiovisualisierung. Dabei wollte ich nicht einfach irgendeine Tonspur hinterlegen und meine Stimme allein sollte nicht repräsentativ für Mädchen und Frauen in der Musikbranche stehen. Schon allein deshalb, weil ich keine nennenswerten musikalischen Fähigkeiten vorweisen kann, auch wenn meine Vorstellungskraft beim Singen unter der Dusche etwas anderes behauptet. Also hab ich über Instagram Frauen und Mädchen dazu aufgerufen, „Female Beat Bazarr“ als Sprachdatei aufzunehmen und mir zukommen zu lassen. Die mir zugesandten Dateien habe ich visuell so aufbereitet, dass ich eine Art Schnittmenge aller Stimmen erhalten habe, die ich dann vektorisieren konnte. Nach ein paar Abstraktionsprozessen und Versuchen entstand so eine „Welle“ aus abgerundeten Balken, die die Wörter „Female Beat Bazarrr“ in vereinfachter Form darstellt. Darunter habe ich die Wortmarke platziert, für die ich die Schriftart Montserrat verwendet habe. Diese Font ist zeitlos, besitzt viele Schriftschnitte und wurde von Julieta Ulanovsky designed. Dass sie von einer Frau entwickelt wurde war anfangs Zufall, später wählte ich sie aber genau deswegen aus meinen Favoriten aus.
Flyer
Für den Flyer war einen 6-seitiger Wickelfalz-Flyer geplant, der auf den Female Beat Bazarrr aufmerksam machen und die wichtigsten Informationen inklusive dem Programmablauf beinhalten sollte. Ansprechend sollte er natürlich auch aussehen.

Außenansicht

Innenansicht

Hashtag
#FMLBTBZRRR Der Hashtag zur Nutzung auf den Sozialen Medien ist recht schnell erklärt. Angelehnt an meinen eigenen Instagram-Account @thnklss hab ich einfach die Vokale weggelassen. Die daraus resultierende Buchstaben-Anzahl (10) passt in einer Zweierreihe wunderbar untereinander, sie ist nicht so lang und recht einfach zu merken. Also nutzt ihn beim nächsten Mal gern rege.
Lob und Kritik ‒ Man lernt nie aus
Für das Logo wurden mit bisher ausnahmslos Komplimente zugetragen. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir alle Interessierten über Instagram und Facebook an der Entscheidung teilhaben ließen, als vier Entwürfe zur finalen Entscheidung standen. Auf jeden Fall kam die Nutzung von echten Frauenstimmen extrem gut an. Das ist einfach das gewisse Etwas, der individuelle Touch, der um dieses Logo eine Geschichte schreibt. Solche Details machen gutes Design für mich aus. Denn über Gestaltung kann man sich immer streiten, eine Geschichte ist aber unveränderlich geschrieben und einzigartig. Dass der Flyer sehr viele Informationen unterbringen musste war von Anfang an klar. Wir haben gekürzt wo es ging. Wahrscheinlich hätten wir noch radikaler kürzen sollen. Die wenigsten LeserInnen haben sich die kompletten Texte zu Gemüte geführt und den Flyer eher mitgenommen, um den Programmablauf und die Zeiten parat zu haben. Manche wollten ihn einfach nur nach Hause nehmen, weil sie ihn hübsch fanden. Über dieses Feedback hab ich mich natürlich jedes Mal sehr gefreut und auch meiner Familie und Freunden ein paar Exemplare aufgehoben.